War am 6.2.2013 auf einer interessanten Vorstellung einer neuen Brecht Biographie im Literaturhaus München. Das klang wirklich gut. Die Rezeption des polygamen Edel-Sozialisten, so die These des Autors Jan Knopf, war bislang durch die ideologischen Auseinandersetzungen des Kalten Krieges stark getrübt. Also kommt die Biographie als „erste umfassende Darstellung nach der Wende“, daher. Das kann ich gut nachvollziehen; drüben wollten sie BB gegen alle Widerborsten zu einem Vorzeige-Klassiker machen – hüben haben sie die Werke zu blutleeren Ausdrücken des Kaderkommunismus erklärt. Beides übrigens ganz gegen die folkloristische und vielfältige Rezeptionsgeschichte – nicht nur der Dreigroschenoper, sondern auch von Werken wie Baal: da muss es einen schönen Schlöndorff-Fassbinder-Film von 1969 geben. Der Erotiker BB wurde zudem heftig von Frauenbewegten angegriffen. Der Autor scheint sich auch in diesem Durcheinander auszukennen und nimmt den inzwischen Wehrlosen tapfer in Schutz – auch vor den bekannten Ausbeutungs- und Werknutzungsvorwürfen aus dieser Ecke. Immerhin Gründe genug zum kaufen und/oder lesen. Übrigens finden sich in der breiten Lyrikproduktion auch erotische Sonette – einige zitiert der Biograph im Buch.