Seine erste Wahrnehmung war … das Holzkreuz an der Wand mit dem kürzesten, ihm bekannten Sarkasmus: INRI – Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum. Verkehrte Welt, dachte er. Den römischen Sieger- und Unterdrückerhumor geben Christen detailgetreu wieder, damit er als Hinweis auf das zukünftige Königreich Gottes gelesen wird!
Dann erst bemerkte er sein persönliches Marterinstrument. Der linke Arm war von der Handfläche bis zum Ellenbogen in Mull eingebunden. Heraus stachen vier Metalllspieße, die mehrfach mit zwei Längsachsen verschraubt waren. Es war klar, dass diese durch sein Fleisch bis auf die Knochen reichen mussten. Damit sollten seine Unterarmbrüche bis zur Operation stabilisiert werden. Er wandte sich wieder dem Holzkreuz zu. Der gesamte Heiland war mit nur drei Nägeln stabilisiert worden. Entrüstet über seinen absurden Vergleich erinnerte er sich an einen Witz seines Großvaters aus dem ersten Weltkrieg: Ein Christ, ein Jude und ein Kommunist lagen mit Wundfieber im Feldlazarett. Der Jude betete zu Gott, der Christ betete zu Gott Vater, zum Sohn und zum Heiligen Geist; der Kommunist betete überhaupt nicht. Nach einer Woche starb der Jude. Der Feldgeistliche sprach zum Christen: Wer an den einen Gott glaubt, gewinnt das ewige Leben. Nach der zweiten Woche war auch der Christ gestorben. Der Feldgeistliche sprach zum Kommunisten: Und wenn man garnicht an ihn glaubt, strengt er sich besonders an!