Okay, hier also der zu erwartende Bloomsday Post. Damit feiere ich zugleich den Roman „Dublinesk“, der in diesem Monat in der Anderen Bibliothek erschienen ist. Rechtzeitig, denn der spanische Autor Enrique Vila-Matas beschreibt einen Verleger, der mit einem „Sprung“ ins Englische den rückblickenden Leerlauf seines Alltags in Madrid hinter sich lassen will. Zitat: „Wenn er eines Tages den so lange gesuchten Autor fände, dieses Phantom, dieses Genie, könnte der kaum besser formulieren, was andere längst vor ihm über die Abgründe gesagt haben, die sich zwischen den Erwartungen der Jugend und der Realität der reifen Jahre auftun; oder darüber, wie illusorisch unsere Entscheidungen sind, daß unser Streben nach Erfolg in Enttäuschung endet oder auch, wie fragil die Gegenwart und die Zukunft von Alter und Tod beherrscht sind.“
Macht nix, sagt der Blogger. Gerade Vila-Matas knüpft den großen Teppich der Literatur munter weiter. Der große Sprung manifestiert sich in einer Reise nach Dublin zur Bloomsday-Feier, an der drei seiner früheren Autoren teilnehmen sollen. Ihnen hat er Rollen in einer Art persönlichen Apokalypse zugedacht, die er dort erwartet. Von der humorlosen Besorgtheit unseres Zeitgeists lässt er sich allerdings nicht anstecken: „Das Apokalyptische verbietet übertriebenen Ernst…. Jede Krise ist letztlich nichts anderes als eine Projektion unserer existenziellen Ängste. Vielleicht besteht unser einziges Privileg darin, zu leben und zu wissen, dass wir alle gemeinsam oder jeder einzeln sterben werden.“
Klar, dass derartige Tiefgründigkeit nüchtern nur schwer zu ertragen ist: „Und welch ein Verdruss, nicht zu trinken. Die Welt an und für sich ist oft ziemlich eintönig und bar jedweder echten Emotionen. Ohne Alkohol ist man verloren.“
Das gilt nicht nur am Bloomsday. Zur perfekten Vorbereitung auf das Lesevergnügen gehört es, eine Flasche irischen Whiskys und die Suhrkamp-Ausgabe des Ulysses auf dem Nachttisch zu deponieren. Damit ist man auf Erkenntnisse wie diese bestens vorbereitet: „Das Normalste wäre, wenn jeder, der sein Leben dahinschwinden sieht, laut aufschreit“, oder „wann begreift er endlich das unpassende Äußerungen in allen möglichen Situationen witzig sein können, nur nicht innerhalb der Ehe?“