ist zu einem Stoffwechsel geworden, der nicht mehr durch den Körper geht. Selbst das Gehirn bleibt unberührt.
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Anywhere, anytime, any device
Die erste Cloud-Computing Weihnachtsgeschichte. Nach der bekannt ungewollten Empfängnis der Jungfrau Maria sollte die Angelegenheit in aller Stille in einem abgelegenen Stall in einem unwegsamen Gelände in der Nähe von Bethlehem erledigt werden. Erst durch die Just-in-Time Lieferung von Gold, Weihrauch und Myrrhe durch die (inzwischen heiligen) drei Könige Kaspar, Melchior und Balthasar konnte die Abtreibung in letzter Minute verhindert werden. Dies wäre undenkbar gewesen ohne die Echtzeit-Informationen aus dem Cloud-System. Zwar berichten zeitgenössische Quellen von einem wolkenlosen, weil sternklaren Himmel. Doch alle wichtigen Informationen kamen aus der Cloud: Wieviel Weihrauch wird exakt benötigt, um dem Kleinen die Luft zum Schreien zu nehmen? Wieviel Gold erwartet Maria als Belohnung dafür, das Balg aufzuziehen? Wieviel Myrrhe macht Josef so kirre, daß er das Weite sucht?
Liebesrausch
“Aber bedenke doch, Isabella: Die Liebe allein hat uns ins Dasein gebracht. Ohne die Liebe wären wir nicht – und wäre alles nichts.”
“Ich schätze die Liebe nicht viel höher, als einen guten Wein”, sagte sie zu Reynold. “Niemand würde es für eine gute Idee halten, die Trunkenheit zur Grundlage seines Lebens zu wählen.”
Dagegen sein
„Er war jetzt bald fünfzig – und schon jetzt erging es ihm wie seiner Muttter, die fast dreißig Jahre älter war; nahmen das Gefühl der Leere und unabweisbarer Vergänglichkeit zu – ringsum und in ihm selber. Die Triumphe und die Affären, die er genossen hatte, die Niederlagen und Demütigungen, die er hatte einstecken müssen – all das war – verweht. Inzwischen war er – darin den Freunden gleich – eine Karikatur seiner selbst, seiner Wünsche und Hoffnungen, zynisch und misstrauisch gegen sich; korrumpiert von der Tatsache, daß er sich mit der Wirklichkeit ausgesöhnt hatte – mit den Bedingungen, die sie ihm auferlegte. Wovon und wofür er inzwischen lebte – von den Launen des Marktes und des Zwischenhandels – das stand in krassem Gegensatz zu den Träumen seiner Jugend – zum Traum, seine Talente zu nutzen, in verräucherten Bars Chansons zu singen und bis in den Nachmittag hinein zu schlafen – in der Gewissheit, dass die täglich abgelieferten acht Stunden Arbeit und die damit verbundene Auslegung der Welt falsch waren. Die Jugend hatte er mit Dagegensein vergeudet. In seinen Dreißigern musste alles, was den Einsatz lohnte, von pfäffischem Glauben geadelt sein: dem an eine höherwertige Idee, an Gerechtigkeit, an eine gute, die Meschnheit voranbringende Sache – beifällig abgenickt von der Troika älterer, wetterbeständiger Herren und dem egalitären Hunger derjenigen, die unversöhnlich über die Einhaltung der Glaubensartikel wachten. Da war er schon auf dem falschen Weg gewesen. Und heute verteilte er mit schlauer Hand Bollywood-Produktionen über den Globus, so wie andere Autos verteilten, Blumendünger oder Zeitersparnis – von keiner anderen Vision beseelt als davon, morgen mehr als heute zu verkaufen. Das war pragmatisch, vielleicht sogar rechtschaffen, aber vor allem wirkte es daran mit, immer noch mehr nutzlose Dinge zwischen die Menschen zu schieben, zwischen sie und ihr Leben. Außer Zweifel stand: Was nicht die Dauer bestätigte, die in einem einzigen erfüllten Moment liegen konnte, war Betrug.“
Unkommentiertes, wörtliches Zitat aus Thomas Palzers Roman „Ruin“, (C) Verlag Blumenbar, 2005
Neue Literaturformen
Gaddis lässt Wortkaskaden – innere Monologe seiner Protagonisten, das ungebremste Alltagsgeschwätz von Durchschnittsmenschen, das weiße Rauschen auf Parties, Veranstaltungen, Versammlungen – wie Muzak aus seinen Romanen strömen.
Warum nicht einen Roman schreiben mit dem Titel Content? Aus dem Internet kopierte Inhalte, nach Regeln der Kunst in Form gesetzt, für den geduldigen Leser eine Achterbahnfahrt, auf der er seine Brille verliert, den Durchblick. These: Detailinformation – heute wohlfeil und eine wichtige Grundlage arrivierter Massenliteratur – ist Müll, wenn nicht ein selbstbestimmtes Interesse den Zugang eröffnet.
Gelesen: Karl Ignaz Hennetmair – Ein Jahr mit Thomas Bernhard
Wunderbar – man beobachtet ein Jahr lang Hennetmairs Interaktionen mit Thomas Bernhard wie in einem Aquarium. Man erkennt Zusammenhänge zwischen dem täglichen Leben und einzelnen Werken. Der Stoff, aus dem die Träume sind, liegt in der unmittelbaren Nachbarschaft. Ebenso wie die Protagonisten seiner Werke, die samt und sonders Züge der Persönlichkeit Bernhards verdichten. Seine Sicht der Dinge wird in seinen Werken lediglich wie durch ein Brennglas verstärkt. Dennoch bleibt es ein Geheimnis, wie man im stillen Kämmerlein Werke von klassischer Form und Größe schaffen kann. Muss unbedingt nach Ohlsdorf, Gmunden, will die Handlungsorte sehen!